Erstarrung und Dissoziation - Wenn nichts mehr geht

Ist der Erregungszustand unseres Nervensystems angesichts einer vermeintlichen Bedrohung erhöht, schenken wir dem natürlichen Bedürfnis nach Regeneration keine Beachtung. Und solange unser System irgendwie funktioniert sind wir in unserer stetigen erhöhten Wachsamkeit – naturgemäss – so fokussiert, dass wir nicht wahrnehmen oder ausblenden was sonst noch in und um uns herum passiert. Ein Teufelskreis.

Im Leben «erstarren» - Das betätigen der Notbremse
Die Natur wäre jedoch nicht die Natur, wenn sie nicht auch hierfür einen Mechanismus eingebaut hätte – eine Notbremse sozusagen. Doch kommt diese zum tragen, dann geht vorerst gar nichts mehr. Und das ist in diesem Moment auch gut so. Wir werden gezwungen zu verlangsamen, selbst wenn es in diesem Moment ein STOPP bedeutet und uns (be)hindert.  Die grosse Herausforderung für die Betroffenen besteht nun darin, nicht in diesem STOPP zu verharren – aber auch darin, die Notbremse nicht einfach unkontrolliert zu lösen.

Denn anders als bei einer Zugkomposition, die bei einem Halt den Antrieb einstellt und ggf. noch bis zum Stillstand ausrollt und dabei alle Energie freisetzt, bedeutet unser STOPP für das Nervensystem vielmehr das betätigen der Notbremse bei weiterhin gedrücktem Gaspedal. Die gesamte mobilisierte Energie steckt immer noch im System, ohne dass sie sich freisetzen konnte und jeder Versuch aus dem Stillstand rasch wieder zur Normalität zurückzufinden, kann im wahrsten Sinne in einen «Crash» münden.  Andererseits kann auch allein der Gedanke daran, rasch wieder in Bewegung zu kommen und funktionieren zu müssen so lähmend sein, dass die angezogene Bremse unangetastet bleibt, bis sich das Ganze in sich zu erschöpfen beginnt.

Dissozierung – Die Abspaltung vom Ich
Und dann gibt es noch Ereignisse in denen wir in unserer hohen Aktivierung abrupt von aussen geSTOPPT werden wie beispielsweise bei einem Unfall (Schocktrauma). Oder uns geschlagen (er)geben in Situationen in denen Kampf oder Flucht auswegslos erscheinen und somit als (Überlebens)Strategie wegfallen. Als Schutzmechanismus kann es hier zu einer Dissozierung (=Abspaltung) kommen, um Unerträgliches auszuhalten und durchzustehen.

Beispiel: Medizinisches Trauma 
Dies kann beispielsweise im Rahmen eines operativen Eingriffs passieren, wenn sich unser Organismus vom zu operierenden Körperteil empfindungsmässig distanziert und sich so vor der anstehenden Bedrohung schützt. Diese Distanzierung – oder Abspaltung – hält nach der Operation an und der betroffene Körperteil wird fortan als nicht integriert empfunden.

Diese Schutzreaktion kann selbst dann eintreten, wenn wir wissen, dass die Operation der Lebenserhaltung dient. Da unsere natürlichen (Überlebs)Instinkte von einem anderen, unbewussten Teil des Gehirns gesteuert werden. Das macht es für Betroffene auch so schwierig, die dort geprägten Aktivierungsmuster zu deaktivieren, da die Verstandesebene alleine hierfür nicht ausreicht.

Die Traumaarbeit arbeitet hier verbindend und verhandelt geprägte Muster neu.
Der Fokus liegt dabei auf den Köperempfindungen und unseren natürlichen Regulationsmechanismen in Form von (Ausdrucks)Bewegungen für die nach und nach ein Bewusstsein erarbeitet wird.
Die Körperarbeit fördert durch Wiederverbinden der energetischen Kreisläufe die (Re)Integration auf der Strukturebene.